Der
Erfolg einer jeden Heranziehung von Hunden zum Hilfsdienst des Menschen
ist an erster Stelle abhängig von der sachverständigen Führung, die den
Hund richtig einsetzt und so mit des Hundes Eigenart vertraut ist, dass
sie die von ihm gegebenen Zeichen richtig zu deuten versteht. Max von Stephanitz
Warum Fährtenarbeit?
Kein Mensch kennt den Geruch von Kochsalz. Ein Deutscher
Schäferhund kann den Geruch des Alltagsgewürzes noch in einer
Verdünnung von 1:10.000 mit der Nase herausfiltern.
Dies ist nur ein Beispiel für den außerordentlichen Geruchssinns der
Vierbeiner, mit denen wir zusammenleben. Um dem Hund, der diesen
Geruchssinn vom Stammvater, dem Wolf, geerbt hat und der auf der Anatomie
der Nase des Hundes beruht, eine Gelegenheit zu geben, ihn auch zu
gebrauchen, üben wir das Fährtensuchen mit unseren Hunden.
Der Hund lernt entweder, umherfliegende Geruchspartikel eines
Vermissten (wie das die Rettungshunde tun) aufzuspüren oder, wie es bei
uns der Fall ist, dem Verwesungsgeruch der Kleinstlebewesen im Boden zu
folgen, die wir beim normalen Gehen über eine Wiese etc. hinterlassen.
Hierbei spielt der Fährtenleger keine Rolle, der Hund ist aber nach
vielem Training in der Lage, ältere Fährten von jüngeren Fährten zu
unterscheiden.
In den Prüfungsordnungen werden nicht nur die Länge der Fährte
vorgeschrieben, sondern auch die Anzahl von Winkeln und Gegenständen,
die der Hund auf der Fährte verweisen muss. Ebenso wird die Zeit
angegeben, die die Fährte "liegt", bevor Hund und Hundeführer sie
absuchen dürfen. Man sagt im Allgemeinen, dass der Geruch für den Hund
nach 10 Minuten am intensivsten ist.
Das Gelände, auf dem die Fährten gelegt werden, ist nie geruchsneutral,
jeder Boden hat seinen eigenen spezifischen Geruch. In der Prüfung als
zulässig gelten Waldboden, Wiesen und Äcker, in der Praxis wird aber
durchaus auch auf Schotterhalden, Deponien oder betonierten Flächen
gesucht, was natürlich besondere Übung voraussetzt.
Die Gegenstände können aus Leder, Kunstleder, Textilien oder Holz sein
und sollen eine Größe von max. 10cm x 3cm x 1,5cm nicht überschreiten.
In der Praxis werden aber durchaus auch Patronenhülsen oder Münzen vom
Vierbeiner gefunden.
In unserer Ortsgruppe wird die Fährtenarbeit durch Motivation entweder
mit Leckerchen oder auch durch Belohnung mit Spielen geübt. Die Fährtenarbeit ist
Fleißarbeit, was uns dazu veranlässt, gemeinsam jeden Sonntag um 10 Uhr
in die Fährte zu gehen. Trotzdem ist es ratsam, diesen Teil der
VPG-Ausbildung mehrmals wöchentlich zu trainieren, weil der Hund (und
auch der Mensch) nur so zu einer konzentrierten und routinierten Arbeit
gelangen kann. Die gemeinsame Fährtenarbeit einmal wöchentlich ist sehr
wichtig, weil oft nur von Außenstehenden Fehler erkannt werden, die
sich beim Team, das ständig allein arbeitet, mit der Zeit eingeschlichen
haben. Auch ist es bei vielen Hunden wichtig, unter Ablenkung zu
trainieren, um optimal auf die Prüfungssituation vorbereitet zu sein.
Die Fährtenarbeit ist im Grunde für alle Rassen, egal ob groß oder
klein, eine geeignete Beschäftigungsmöglichkeit. Voraussetzung ist,
dass der Hund seine Nase gerne einsetzt. Für die
Fährtenhundprüfung ist die Begleithundprüfung die Voraussetzung, die
man ebenfalls mit Hunden aller Rassen ablegen kann (siehe
Unterordnung).
Unterordnung:
Den Charakter eines Menschen kann man nach der Behandlung beurteilen, welche er den Tieren angedeihen lässt. Friedrich der Große
Warum Unterordnung?
Das Geheimnis jeder
Ausbildung hat schon Max von Stephanitz (der Gründer des SV) 1921
formuliert: Es beruht "auf richtigem Erkennen und Verwenden vorhandener
Anlagen". Ausserdem kann man sich zunutze machen, dass das Rudeltier
Hund dem Alphatier Mensch als Sippenführer gehorchen will.
Aber der Hund ist keine Maschine, sondern ein lebendes Wesen mit eigenen
Trieben. Jeder Hund ist ein Individuum, deshalb kann es auch niemals die
eine, immer funktionierende Ausbildungsmethode geben. Man muss sich bei
jedem neuen Hund wieder neue methoden ausdenken, Methoden mischen usw.
Gerade daran liegt der Reiz an der Arbeit mit dem Hund.
Der Zeitpunkt der Ausbildung und der Erziehung beginnt quasi mit der
Geburt des Hundes. Ab dem Moment, wo der Hund das Licht der Welt
erblickt, wird er durch die unterschiedlichen Umwelteinflüsse geprägt.
Allerdings muss auch der Beginn der eigentlichen Ausbildung sehr
individuell betrachtet werden. Bei dem einen Hund sollte man sehr früh
beginnen, der nächste braucht möglicherweise für eine gute Entwicklung
noch etwas Zeit.
Der Hund lernt frei neben dem Fuß zu gehen, die Kommandos Sitz, Platz,
Steh; außerdem das Apportieren von Gegenständen auch über Hürde und
Kletterwand, etc. Diese Übungen stellen keine Kunststückchen da, die
der Hund zur Belustigung des Menschen lernt, sondern sollen Hund und
Mensch auch ermöglichen, im täglichen Umgang stressfreier zu Leben.
Hier ist es wohl wichtig zu erwähnen, dass die Begleithundeprüfung (die
aus einem Unterordnungsteil und einem Wesenstest besteht) nicht nur
Voraussetzung für spätere VPG-Prüfung ist, sondern auch für die
Teilnahme an Agility-Turnieren und Fährtenhundprüfungen.
Im Übungsbetrieb unserer OG wird in allen Sparten sehr auf das
Individuum Hund geachtet. Aber gerade bei der Unterordnung darf man
auch den Faktor des "Individuums Mensch" nicht außer Acht lassen. So
wie man nicht jede Ausbildungsweise beliebig auf jeden Hund übertragen
kann, ist auch nicht jede Methode für jeden Hundeführer geeignet.
Grundsätzlich bilden wir über die positive Bestärkung aus. Ob dies nun
auf der Basis von Beutespielen oder Leckerchen als Belohnung läuft, ist
dann wieder für jedes Team (und auch für die verschiedenen
Ausbildungsstadien und von der jeweiligen Übung) unterschiedlich. Wir
gehen dabei davon aus, dass richtiges Verhalten belohnt, falsches
Verhalten ignoriert wird.
Damit Mensch und Hund gut lernen können, muss die Umgebung möglichst
stressfrei sein und die Arbeit sollte beiden Partnern Spaß machen. Dies
ist gerade bei der Unterordnung sehr wichtig, denn es gibt nichts
schöneres als wenn ein Hund eine schöne, sichere Unterordnung mit Spaß
macht!
Schutzdienst:
Dass bei einem so betätigungsfreudigen Hunde wie unserem Schäferhund,
da, wo keine dienstliche Verwendung stattfindet, der Spieltrieb bis ins
hohe Alter rege bleibt, ist nicht erstaunlich: Spiel ist eine
Vorbereitung auf den Ernst des Lebens. Max von Stephanitz
Warum Schutzdienst?
Gerade
der sportlich aktive, im Schutzdienst sichere und energische Hund zeigt
sich Menschen gegenüber als gutartig und friedlich. Er kann sich im
Schutzdienst-Sport austoben- und das schafft die Ausgeglichenheit, die
sich ein jeder Besitzer von seinem Hund wünschen sollte.
Um mit den Vorurteilen gegenüber der Schutzdienstarbeit, wie sie ja
gerade heutzutage in der Regel sind, aufräumen zu können, sollte
klargestellt werden, dass der Schutzdienst nicht dazu dient, bestimmte
Aufgaben ("Schutzaufgaben") mit Hilfe des Tieres zu erledigen. Weder
die Ausbildung noch der Sport selbst stellt eine Gefahr für Andere dar.
Begriffe, die in der Schutzdienstausbildung häufig benutzt werden sind
Trieb, Stärke und Belastbarkeit. Diese Begriffe beschreiben die
Eigenschaften eines Hundes, die jeder Hundeführer berücksichtigen muss.
Der Trieb beschreibt hierbei die Freude an der
Auseinandersetzung, am Kampf. Dies sollte nicht mit "Aggression" oder
"Schärfe" verwechselt werden.
Stärke meint die Selbstsicherheit des Hundes in kritischen und
gefährlichen Situationen und die Fähigkeit, eine Situation nicht
bedingungslos und wahllos auf eine andere zu übertragen.
Mit Belastbarkeit ist sowohl die physische als auch die psychische
Belastbarkeit gemeint. Die Fähigkeit, Belastungen zu ertragen, ohne
"umzukippen", also ohne in aggressives, z.B. angstbeisserisches
Verhalten zu verfallen.
Nur wenn der Junghund diese Eigenschaften besitzt, ist er für die
Schutzhundausbildung geeignet. Die Ausbildung beschränkt sich in
unserer Ortsgruppe auf eine Beuteausbildung. Hierbei beginnt man mit
dem jungen Hund mit dem spielerischen Kampf um einen Jute- oder
Lederlappen (ein altes Handtuch tuts auch).Im weiteren Verlauf wird der
Sack durch eine Beißrolle ersetzt, später dann durch den Ärmel. Dabei
wird die ganze Zeit darauf geachtet, dass die Beute für den Hund immer
im Vordergrund steht und die Aggression auf die Person hinter der Beute
nicht zu stark wird. Eine gewisse Aggression des Hundes gegenüber dem,
der die Beute streitig macht, ist dabei allerdings nur natürlich.
Der Hund befindet sich während des Schutzdienstes in einer sehr hohen
Trieblage. Wichtig ist jetzt, ihn trotz dieser hohen Trieblage unter
Kontrolle zu halten. Hier kommen nun die Gehorsamsübungen ins Spiel.
Damit der Hundeführer jederzeit in der Lage ist, den Hund von der Beute
abzurufen, ist konsequentes und liebevolles Arbeiten von nöten. So
entsteht durch die äußerst intensive Zusammenarbeit zwischen Mensch und
Tier ein Team, bei dem sich beide Partner bedingungslos in jeder
Lebenslage auf den Anderen verlassen können.
Man muss nochmal wiederholen: im SV wird nicht mit unsicheren,
wesensschwachen oder von Natur aus zu Aggressionen neigenden Tieren
gearbeitet. Vor einer jeden Prüfung (und auch vor Beginn einer jeden
Ausbildung) wird der Hund auf die Festigkeit des Wesens getestet. Die
Arbeit mit dem Hund (und das gilt für alle Sparten der VPG-Ausbildung)
soll dazu dienen, dem Hund zu ermöglichen, seine angeborenen Triebe
kontrolliert auszuleben. Was wir also erreichen wollen ist der
ausgeglichene, wesensstarke Hund, der in jeder Lage von seinem Führer
kontrollierbar ist und dabei aufgrund von gewissenhafter Ausbildung ein
eigenes Urteilsvermögen besitzt. Menschen, die ihre Hunde zu
ungesicherten Waffen machen wollen, sind in einer SV-Ortsgruppe fehl am
Platz!